Gastblog von Petra: Zusammenfassung des Vortrags vom 6.11.2017

Vortrag 6. November 2017 Im evolutionären Spannungsfeld von Neptun und Pluto

Seit Mai 2017 bewegt sich die Mondknotenachse durch Löwe/Wassermann, zuvor war der Südknoten bei Neptun in den Fischen. Das veränderte die Qualität von Neptun spürbar, denn er war als Herrscher der Fische über den Südknoten in unseren Alltag eingebunden. Neptun in Fische ist eine Dopplung, was aber nicht prinzipiell mit einer Verstärkung der archetypischen Eigenschaften einhergeht. Uranus im Wassermann rebelliert gegen die Rebellion, diese Konstellation führt also zu einer Umkehrung nach der Logik „minus mal minus ist plus“. Bei Neptun in den Fischen neigen wir dazu, eine Verdopplung der „Schwammigkeit“ zu erwarten, aber au contraire: Illusionen (Neptun) lösen sich auf (Fische). Nicht mehr, sondern weniger Nebel; durch konstruktive Desillusionierung entsteht eine Klarheit. So wird es möglich, sich von etwas zu lösen, das man sich lange Zeit schön geredet hat, an das man sich geklammert hat. Im Beschwichtigen und Idealisieren trüben die eigenen Sehnsüchte unseren Blick, dann übersehen wir die Realität, sie offenbart sich uns nicht. Neptun will uns nichts Böses, aber die Fische haben Jungfrau als Polarität, das ist die Klarsicht, das Auflösen von Seifenblasen. Diese Qualität ermöglicht es uns, die Realität so anzunehmen, wie sie ist. Fragt man sich beklommen, wo das denn hinführen soll, wenn wir das Opfer opfern, Illusionen loslassen, eine tiefere Einsicht bekommen, aber mit unseren Wünschen doch wieder die Realität unter den Teppich kehren, zeigt sich die nächste Fische-Herausforderung: Das Annehmen. Hier geraten wir leicht in die Neptun-Falle der gutartigen Täuschung: Fische stehen für die reine Absicht und wollen aus einer tiefen Sehnsucht heraus etwas Schönes, Heilsames, Mitfühlendes, Gesundes, Klares, Ehrliches über das gegenüberliegende Zeichen Jungfrau manifestieren. Natürlich landen wir auf diesem Wege ganz schnell im Überschwang, was dann zum Desillusionierungsprozess führt.

Im Moment ist Neptun rückläufig, damit kommt eine ähnliche Qualität ins Spiel wie zur Zeit des Südknotens in Fische: der 3. Fische-Faktor. Rückläufigkeit bedeutet Rebellion, Wiederholung, die Energie kommt von außen. Wiederholung dient der Rebellion, man will zu seinem eigenen Standpunkt in Bezug auf das Thema kommen. Die vollkommene Klarheit durch Neptun in Fische plus Rückläufig- keit bedeutet Widerstand bzw. Rebellion gegen die Klarheit. Diese zeigte sich in den letzten Monaten als gesellschaftliche Strömung: Zu den Bemühungen, Klarheit zu erlangen, gesellten sich Neptun- Täuschungen, durch die Klarheit wieder vernebelt wurde.

Pluto im Steinbock

Dazu müssen wir die Pluto-Steinbock-Qualität mit einbeziehen, denn Pluto zeigt immer die Essenz und Grundlage von allem. Steinbock könnte auf individueller Ebene den Neptun wunderbar unterstützen durch Einweihung, innere Einkehr, Weisheit in sich finden und sich zu positionieren, seinen Standpunkt in reiner Absicht einzunehmen. Mit Pluto Steinbock haben wir das Gesetz von Raum und Zeit, die Aufforderung, unsere Verantwortung zu übernehmen, für das einzustehen, was uns wichtig ist. Krebs liegt gegenüber und will in die Entwicklung einbezogen werden, hier geht es darum, sich emotional gerade zu machen. Der Steinbock ist dann erlöst, wenn man emotional ehrlich ist und für seine Werte und Grundsätze einsteht. Hier ließe sich Neptun gut einbinden, um sich dem Prozess durch Annahme der Realität stellen, wobei die Neptun-Klarheit den eigenen Standpunkt untermauern kann. So bleibt der Blick frei von Färbungen durch Sehnsüchte, Wünsche, Träume.

Die Zeitqualität hilft uns dabei, Ehrlichkeit und Annahme in uns selbst zu entwickeln, damit wir wichtige Entscheidungen auf ein sauberes Fundament stellen. Mit Pluto im Steinbock sollen unserer Einsicht klare und verbindliche Entscheidungen folgen, aber durch die rückläufige Rebellions-Tendenz in den Fischen, die noch bis 23. November 2017 dauert, gibt es den Impuls, die Entscheidung abzumildern, sich ein Hintertürchen offen zu halten. Das ist ein Widerspruch zwischen den beiden Prinzipien. Pluto Steinbock impliziert, alles zu tun, was emotional ehrlich ist und so ein solides Fundament zu bauen. Wenn das Fundament steht, gibt es irgendwann eine große Prüfung, dafür ist Steinbockreife und Ordnung im Bewusstsein erforderlich. Der rückläufige Neptun in Fische hingegen verwässert die Entscheidung, denn er steht nicht nur für das größte Vertrauen, sondern auch für die größte Angst - und wann immer die Angst kommt, ist man geneigt, sich mit der Rückläufigkeit zu blockieren.

Momentan sind wir an einem Zeitpunkt, an dem Pluto Steinbock uns Strukturen von „mitgefangen, mitgehangen“ aufzwingt. Das Gegenwärtige ist unsere Aufgabe, die uns umgibt. Je nach unserer Grunddisposition sind wir aufgefordert, das aktuelle Zeitgeschehen zu integrieren. 2018 erreicht Pluto die dritte Dekade des Zeichens Steinbock, die von veränderlicher Qualität ist. Neptun wird die zweite Hälfte des Zeichens Fische betreten, was ebenfalls zu einer qualitativen Veränderung führen wird. Pluto entfernt sich aus der Stagnation der fixen 2. Dekade (Januar 2013 bis Februar 2018), in der er uns ganz schön gar gekocht hat.

Wie kann man das auf sich selbst herunterbrechen? Neptun Fische will uns zur Annahme bringen, innerlich Frieden, Ruhe und eine Gelassenheit herstellen, die auf neue Art mit allen äußeren Umständen umgehen kann. Pluto Steinbock aber löst ungeheuren Druck aus und verzerrt alle Zeichen des Tierkreises und kommt nicht an den ursprünglichen Impuls heran. Es ist paradox: Durch die Unterdrückung können wir die Neptun-Qualität gar nicht leben. Wir könnten neptunisch über die Vielfalt der Schöpfung schwärmen, über Mitgefühl und Verbundenheit, aber was nützt uns das, wenn wir immer wieder aus der annehmenden Haltung expediert werden durch die Pluto-Steinbock-Härte, mittels Druck, Anordnung, Konsequenz, Gericht, Raum und Zeit? Das ist eben Steinbock – er hat mit Recht, Grenzen und Gesetz zu tun. Mit Staat, Strukturen, Chef und Funktionsträgern sowie Institutionen, auf die wir keinen Einfluss haben. Natürlich sollen wir so viel Verantwortung wie möglich für uns selbst übernehmen. Sonst würden wir in einen unerlösten Zustand geraten, im Opferbe- wusstsein und Schmerz steckenbleiben. Dann greift sofort das Quinkunx Fische-Waage, man vergleicht sich mit anderen, stellt fest, dass man viel ärmer dran war als andere, das Leben hat sich gegen einen verschworen. Spätestens dann rotiert man komplett durch das kardinale Kreuz: Der wütende Widder tobt, im Krebs findet man dann in seinem Urschmerz wieder.

Tun durch Nicht-Tun

Die Überidentifikation mit dem Opfer resultiert auch aus der Überidentifikation mit der eigenen Geschichte. Zwar sind die gegenwärtigen Umstände eher ungemütlich, aber wir können ja den evolutionären Prozess leben. Hilfreich wäre es für uns, einen neuen Umgang mit den Dingen zu entwickeln, der Neptun berücksichtigt, also nichts mehr mit dem Kämpferischen zu tun hat, sondern mit Erlauben, Erkennen, Loslassen. Oft geht es darum, nicht zu handeln, um nicht wieder etwas Neues aufzubauen, sondern etwas ziehen zu lassen und zu versuchen, maximales Verständnis aus der Situation zu erlangen. Jedes emotional bedingte Handeln wäre ein Aufbäumen, was bedeutet, dass man nicht in die Kulmination gelangt, in den Abschluss des Themas. Das will sich verabschieden, aber weil man emotional berührt ist, handelt man affektiv und baut unter Umständen das alte Muster wieder auf. Und das ist schade, denn dann setzt es sich im neuen Zyklus fort. Wir können etwas nur ziehen lassen, wenn wir mit klarem Steinbock-Blick darauf schauen, mit einem Bewusstsein, das Prioritäten setzen kann und das Wesentliche, die Essenz, erkennt und das Thema dann verabschiedet.

Ein großer Fische-Trick ist die Suggestion, wir wären schon im Neuen. Da in den Fischen alles enthalten ist, liegt auch die Sehnsucht nach dem Neubeginn darin, das Ideal auf die Erde zu bringen. In diesem großen Grenzenlosen können wir uns dann schon mal illusionär verfrüht im Neuen wähnen und betrachten das Thema als abgeschlossen. Bei individuellen Konstellationen kommt es auch vor, dass gewisse Themen ein Leben lang abgeschlossen werden müssen, damit ein Neuanfang möglich wird. Aus evolutionärer Sicht sind wir hier, um unser seelisch-emotionales Bewusstsein zu entwickeln. Das tun wir in Rhythmen und in Zyklen. Menschen mit Venus und Mars in der balsamischen Phase erleben den Prozess des Abschließens ganz stark im Rahmen von Beziehungen. Momentan haben wir Venus-Mars in neuer Phase. (Mars in Waage, Venus Skorpion), denn am 5./6. Oktober 2017 hat Venus den Mars in der Jungfrau überholt. Dem Fische-Moment der Kulmination, des Zyklus- abschlusses, folgt der neue Zyklus. Im Falle von Venus-Mars bedeutet es, dass Beziehungen abgeschlossen und nicht neu angefangen werden.

Wir nähern uns einem neuen Zeitalter

Da der Neptun in den Fischen selbst in einer Kulminationsphase ist, werden die ganzen letzten 150 Jahre (am 16. April 1861 lief Neptun in den Widder) zum Abschluss gebracht. Ein neues Zeitalter wird kommen, jetzt kulminiert das alte. Das in Europa umgehende Gespenst des Sozialismus (Erstveröffentlichung Kommunistisches Manifest mit Neptun in Fische: 21. Februar 1848) hat sich lange blutig ausgetobt. Durch die Industrialisierung, die damals die Lebensbedingungen vieler Menschen ähnlich dramatisch veränderte wie es heute Digitalisierung und Robotisierung tun, wurden die Voraussetzungen geschaffen, die Menschen an die gleichmacherische Umverteilungs-Illusion glauben ließ und für manche zur Ersatzreligion wurde. Heute haben wir die große Entwicklungs-Chance, einen Blick auf die Realität zu werfen, die sich sehr weit vom Ideal entfernt hat.

1871 wurde das Deutsche Reich gegründet. Auch Deutschland hat folglich ein Kulminations-Thema. Also: Realität anschauen! Und mit Pluto Steinbock die Gesellschaftsform reformieren. Jetzt lösen sich alle Steinbock-Strukturen auf, damit etwas ganz Neues etabliert werden kann.

Neptunische Gesundung

Wie gelingt nun trotz der momentanen Alltagsbedingungen diese Neptun-Übung, sich selbst und seine Werte nicht zu verleugnen angesichts der Pluto Drucksituation mit den zwar zerbrechenden, aber noch sehr dominanten Strukturen und Reglementierungen? Über Fische – Stier: Ohne Schöpfer keine Existenz. Wie oft zwingt uns die Existenz, eine Herzensangelegenheit, einen Stier-Wert, zu verwässern, wenn nicht gar zu verleugnen! Für diese Zwickmühle gibt es aber eine Lösung, denn nach den Gesetzen der Entwicklung geschieht alles zu unserem Nutzen. Und sei es, dass wir ein Bewusstsein entwickeln für das, was uns wichtig ist, was uns am Herzen liegt und dieses Bewusstsein uns befähigt, unser Ideal in der Realität zu manifestieren. Wir sind aufgerufen, bei unseren Entscheidungen unserem Herzen zu folgen, keine halben Sachen zu machen. Gleichzeitig treffen wir auf veraltete und durchgeknallte Strukturen, Zwänge, Reglementierungen und erleben macht- tektonische Erdbeben. Aus Stier-Sicht müssen wir an unsere Miete denken und stehen manchmal schon kurz vor der Selbstverleugnung.

Die Gesetze der Entwicklung bringen uns aber meistens in das Gegenteil von dem, was wir wollen. Pluto arbeitet über das Eliminieren, über Widerstand (in diesem stecken wir kollektiv), dadurch entsteht eine Gegenkraft auf der anderen Seite oder kataklysmische Ereignisse erzwingen das Neue. Persönlich ist die Seele im Widerstand gegen den Impuls, der sie hergebracht hat. Pluto 4 zum Beispiel wollte ein schönes Zuhause, eine Mutter, Familie, um Urvertrauen und emotionale Stärke zu entwickeln. Aber das Gegenteil passiert und darüber werden wir eingenordet auf unser Entwicklungs- ziel. Der Widerstand dient der Bewusstwerdung des eigenen Entwicklungsweges. Pluto 4 hat sich nämlich ursprünglich vorgenommen, die innere Sicherheit in sich selbst zu finden und keine äußeren Strukturen oder Menschen dafür zu benötigen.

Hier hilft die neptunische Gesundung: die Öffnung des Herzens, die Rückbindung an Naturgesetze und die Wirkmechanismen, die unser Erdendasein erhalten, das Mitgefühl. Hier herrschen gewisse Gesetze und die müssen wir aus Neptun-Sicht annehmen und so wieder zum Teil des Ganzen werden, um aus der Uranus-Abspaltung herauszukommen. Wir sind jetzt im Spannungsfeld von Pluto unterwegs, der uns wieder Steine in den Weg legt:

  • gegen die Herzöffnung
  • gegen die Rückbewegung in die natürliche Ordnung der Schöpfung
  • gegen die Erkenntnis, was und was nicht die Aufgabe des Menschen ist

Da leistet Pluto Steinbock Widerstand, indem sich unser Alltag hinsichtlich Raum und Zeit, Gesetz und Konsequenz, Obrigkeit und Struktur, Hierarchie etc. verändert. Aus Stier-Sicht meinen wir, uns selbst verraten zu müssen, um überhaupt bestehen zu können, zumindest in vielen Institutionen kann man sich dieses Eindrucks nicht erwehren. Gleichzeitig soll aber doch die Annahme, das Loslassen der letzten 150 Jahre erfolgen, damit wir eine neue Qualität der Individuation einleiten können, unser Zusammenleben soll auf einer neuen Art von Gesetzmäßigkeit basieren.

Pluto sorgt hier wieder über das Gegenteil dafür, dass wir dann wohl aufwachen. Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, haben aus ihrem kulturellem Background nichts mit der Individuationsgeschichte zu tun. So werden wir auf unseren Entwicklungsauftrag aufmerksam.

Diese Entwicklung geht immer von einer Minderheit aus, von uranischen Randgruppen. 2025 wird Pluto in den Wassermann gehen; als er zuletzt vor 228 Jahren im Wassermann war, gab es die Französische Revolution. Gute Aussichten auf einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel! Da insbesondere wir Deutschen keine Kollektivisten und schon gar keine Revoluzzer sind, brauchen wir Neptun. Und die neptunische Gesundung. Als pragmatische Orientierungshilfe kann der bewusste, reflektierende Blick auf die Realität dienen: sehen wir sie oder trüben uns die eigenen Sehnsüchte wieder den Blick?

Plutos Veränderungskraft im Steinbock ist historisch belegt: Die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika 1776 ist laut Wiki „eines der wirkungsmächtigsten Dokumente der demokratischen Staatsphilosophie.“ Pluto durchlief von 1762 bis 1778 den Steinbock.

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